Individuelle Förderung

mathe­ma­tisch beson­ders begab­ter Schüler:innen am Heinrich-Hertz-Gymnasium

1. Historie

Die indi­vi­du­el­le För­de­rung mathe­ma­tisch beson­ders inter­es­sier­ter und begab­ter Schüler:innen zu orga­ni­sie­ren, gehört zu unse­ren lang­jäh­ri­gen Tra­di­tio­nen und ist ein wich­ti­ges Anlie­gen unse­rer Schule.

Untrenn­bar ver­bun­den mit den Wett­be­werbs­er­geb­nis­sen waren und sind bis heu­te unse­re Mathe­ma­tik-Arbeits­ge­mein­schaf­ten in jeder Klas­sen­stu­fe und Zir­kel der MSG (Mathe­ma­ti­sche Schü­ler­ge­sell­schaft), die 1970 als gemein­sa­me Ein­rich­tung des Magis­trats von (Ost-)Berlin und der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät gegrün­det wur­de und bis heu­te von vie­len unse­rer Schüler:innen besucht wird.

In den Jah­ren 1970 bis 1990 hat­te die Hein­rich-Hertz-Schu­le WpA-Grup­pen im Fach Mathe­ma­tik (WpA steht für wis­sen­schaft­lich-prak­ti­sche Arbeit) für die Schüler:innen der Klas­sen­stu­fen 11 und 12 am Zen­tral­in­sti­tut für Mathe­ma­tik der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten unter Lei­tung von Dr. Rein­hard Böl­ling. In die­sen legen­dä­ren WpA-Grup­pen ging es um zah­len­theo­re­ti­sche Pro­ble­me, die weit in den Uni­ver­si­täts­stoff hineinführten.

Ins­ge­samt wur­den 73 Hertz-Schüler:innen von Rein­hard Böl­ling fach­lich geprägt. Vie­le von ihnen sind heu­te in der mathe­ma­ti­schen For­schung an Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len als Pro­fes­so­ren tätig und waren wäh­rend ihrer Schul­zeit Preis­trä­ger bei Inter­na­tio­na­len Mathematik-Olympiaden.

2. Die Mathematikolympiade-Bewegung im Land Berlin und das Heinrich-Hertz-Gymnasium

Um nach der Wen­de die Mathe­ma­tik-Olym­pia­de-Bewe­gung in Ber­lin fort­set­zen zu kön­nen, grün­de­te sich 1990 der Ver­ein „Mathe­ma­tik­olym­pia­den in Ber­lin e.V.“, des­sen Vor­sit­zen­der unser Absol­vent Prof. Dr. Ernst-Gün­ter Giess­mann wur­de. Die Lan­des­be­auf­trag­ten für die Ber­li­ner Mathe­ma­tik-Olym­pia­de waren seit­her Ste­phan Lan­ge und unser Absol­vent Kai-Uwe Hum­pert. In den letz­ten Jah­ren stellt unse­re Schu­le die Logis­tik (Gebäu­de, Auf­sich­ten, Ver­pfle­gung und einen gro­ßen Teil der Kor­rek­to­ren) für die Aus­rich­tung der Mathe­ma­tik-Olym­pia­de des Lan­des Ber­lin. Alle unse­re Mathe­ma­tik-Leh­rer und vie­le Schüler:innen unse­rer Mathe­ma­tik-Leis­tungs­kur­se sind an den jähr­li­chen Kor­rek­tu­ren der Schü­ler­lö­sun­gen beteiligt.

3. Individuelle Förderung von Schülern unserer Schule auf dem Gebiet der Mathematik durch Wissenschaftler in den letzten Jahren

Für die indi­vi­du­el­le För­de­rung mathe­ma­tisch beson­ders begab­ter Schü­ler haben wir uns in den letz­ten Jah­ren auf Pro­fes­so­ren der Mathe­ma­tik gestützt, die mit unse­rer Schu­le beson­ders ver­bun­den sind.

3.1 Die För­de­rung von Peter Schol­ze durch Prof. Dr. Klaus Altmann 

Klaus Alt­mann, Absol­vent unse­rer Schu­le im Jahr 1975, gehör­te selbst zu den beson­ders geför­der­ten Schü­lern im Rah­men der oben beschrie­be­nen wis­sen­schaft­lich-prak­ti­schen Arbeit (wpA). Heu­te ist er Pro­fes­sor an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin, Fach­be­reich Mathe­ma­tik und Infor­ma­tik, Arbeits­grup­pe Alge­bra­ische Geo­me­trie. In den Schul­jah­ren 2005/06 und 2006/07 för­der­te Prof. Alt­mann unse­ren Schü­ler Peter Schol­ze (Absol­vent 2007) indi­vi­du­ell in sei­nem Fach­be­reich. Peter Schol­ze nahm in den Klas­sen 11 und 12 auch am Diplo­man­den-Semi­nar von Prof. Alt­mann teil und hielt dort zur Ver­blüf­fung der Stu­die­ren­den auch selbst Vor­trä­ge. Kein Wun­der, dass Peter bald bei mathe­ma­ti­schen Wett­be­wer­ben auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne auf sich auf­merk­sam mach­te. So errang er bereits bei der Inter­na­tio­na­len Mathe­ma­tik-Olym­pia­de (IMO) 2004 in Grie­chen­land eine Sil­ber­me­dail­le, 2005 in Mexi­ko, 2006 in Slo­we­ni­en und 2007 in Viet­nam jeweils eine Gold­me­dail­le. Außer­dem wur­de Peter fünf­fa­cher Bun­des­sie­ger beim Bun­des­wett­be­werb Mathe­ma­tik. Dies sind alles außer­ge­wöhn­li­che und sel­ten vor­kom­men­de Leis­tun­gen, die sich auch auf die indi­vi­du­el­le För­de­rung durch Prof. Alt­mann stüt­zen. Prof. Alt­mann konn­te Peter so für die Mathe­ma­tik begeis­tern, dass sich wohl schon hier sein wei­te­rer wis­sen­schaft­li­cher Wer­de­gang grund­sätz­lich ent­schied. Peters Inter­es­sen waren nie­mals ein­sei­tig auf die Mathe­ma­tik gerich­tet. Er erreich­te auch in den ande­ren Fächern gute und sehr gute Ergeb­nis­se. Sei­ne beson­de­ren schu­li­schen Stär­ken lagen jedoch im natur­wis­sen­schaft­li­chen Bereich, was sich z. B. in sei­nem zwei­ten Leis­tungs­fach Phy­sik und in den an unse­rer Schu­le ange­bo­te­nen Erwei­te­rungs­kur­sen „spe­zi­el­le Rela­ti­vi­täts­theo­rie“ und „Astro­no­mie“ zeig­te. Schließ­lich konn­te Peter sein Abitur 2007 mit der Durch­schnitts­no­te 1,0 abschlie­ßen. Den Ein­druck, dass das für ihn ein beson­de­rer „Kraft­akt“ war, hat­ten wir nie. Peter schien alle Her­aus­for­de­run­gen spie­le­risch und stets fröh­lich zu bewäl­ti­gen. Nach sei­nem Abitur stu­dier­te Peter Schol­ze Mathe­ma­tik an der Uni­ver­si­tät Bonn. Er absol­vier­te sei­nen Bache­lor in drei Semes­tern, sei­nen Mas­ter in zwei Semes­tern und wur­de anschlie­ßend mit dem The­ma Per­fec­to­id Spaces bei Prof. Dr. Micha­el Rapo­port (Absol­vent unse­rer Schu­le im Jahr 1967) pro­mo­viert. Seit Juli 2011 ist er Fel­low des Clay Mathe­ma­tics Insti­tut. Zum Win­ter­se­mes­ter 2012/2013 wur­de Peter Schol­ze auf eine der Haus­dorff-Pro­fes­su­ren beim Exzel­lenz­clus­ter Bonn beru­fen. Sein Fach­ge­biet ist die arith­me­tisch-alge­bra­ische Geo­me­trie im Rah­men des Lang­lands-Pro­gramms. Auf­grund sei­ner außer­or­dent­li­chen Leis­tun­gen wur­de auf ein Habi­li­ta­ti­ons­ver­fah­ren ver­zich­tet. Peter Schol­ze ist der­zeit der jüngs­te Mathe­ma­tik­pro­fes­sor in Deutschland.

3.2 För­de­rung von Till­man Rit­schl durch Prof. Dr. Yuri Tschinkel 

Yuri Tschin­kel, Absol­vent unse­rer Schu­le im Jahr 1983, gehör­te eben­falls zu den beson­ders geför­der­ten Schü­lern im Rah­men der oben beschrie­be­nen wis­sen­schaft­lich-prak­ti­schen Arbeit (wpA). Er ist heu­te Pro­fes­sor am Cou­rant Insti­tu­te of Mathe­ma­ti­cal Sci­en­ces der New York Uni­ver­si­ty. Im Schul­jahr 2011/12 hat­te er ein Sab­ba­ti­cal in Ber­lin und betreu­te in die­ser Zeit indi­vi­du­ell unse­ren Schü­ler Till­man Rit­schl in der Klas­sen­stu­fe 12. Es ging dabei um Pro­ble­me der Zah­len­theo­rie und der Alge­bra­ischen Geo­me­trie, also um theo­re­ti­sche Fra­ge­stel­lung, die sehr weit über den Schul­stoff hin­aus­füh­ren. Till­man Rit­schl wur­de von Prof. Tschin­kel spe­zi­ell auf die 3. Run­de des Bun­des­wett­be­werbs Mathe­ma­tik 2012 (Kol­lo­qui­um, d.h. ein­stün­di­ge münd­li­che Prü­fung) vor­be­rei­tet, aus dem Till­man als Bun­des­sie­ger her­vor­ge­hen konn­te. Er wur­de damit auto­ma­tisch in die Stu­di­en­stif­tung des Deut­schen Vol­kes auf­ge­nom­men. Till­man stu­diert heu­te sehr erfolg­reich an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät in Mün­chen das Fach Mathe­ma­tik und ist als Hilfs­as­sis­tent tätig.

3.3 Lang­jäh­ri­ge För­de­rung von mathe­ma­tisch beson­ders begab­ten Schü­lern durch Prof. Dr. Gröger

Seit dem Schul­jahr 2002/03 lei­tet Prof. Dr. Grö­ger, Insti­tut für Mathe­ma­tik der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin, für aus­ge­wähl­te Schüler:innen der Klas­sen 11 und 12 unse­rer Schu­le Arbeits­ge­mein­schaf­ten zu Inhal­ten des Mathe­ma­tik­stu­di­ums und betreut außer­dem Schü­ler indi­vi­du­ell. Für Eva­lua­ti­ons­zwe­cke schrieb uns Prof. Grö­ger dan­kens­wer­ter­wei­se einen klei­nen Bericht:

„Zum Bericht der Hein­rich-Hertz-Ober­schu­le im Rah­men der Eva­lua­ti­on Im Berichts­zeit­raum ist die von mir betreu­te Arbeits­ge­mein­schaft Mathe­ma­tik, die es seit 2002 gibt, im bis­he­ri­gen Stil und Umfang fort­ge­setzt wor­den. Details zu The­men und Zie­len der Arbeits­ge­mein­schaft kön­nen dem Bericht zum Jubi­lä­um der Hein­rich-Hertz-Ober­schu­le im Jahr 2011 ent­nom­men wer­den. Von den Teil­neh­mern die­ser Arbeits­ge­mein­schaft haben eini­ge die drit­te und höchs­te Stu­fe des Bun­des­wett­be­werbs Mathe­ma­tik erreicht. Es han­delt sich um Till­mann Rit­schl, Viet Son Pham (Schul­jahr 2011/12) und Mat­thi­as Görg, Lucas Mann, Yuh­to Pie­ken­b­rock (Schul­jahr 2012/2013). Den Schü­lern Viet Son Pham sowie Görg, Mann und Pie­ken­b­rock habe ich auf deren Bit­te hin gehol­fen, sich auf das am Ende des Bun­des­wett­be­werbs Mathe­ma­tik ste­hen­de Kol­lo­qui­um vor­zu­be­rei­ten. Die­se Son­der­för­de­rung (im Umfang von ca. 4 Stun­den pro Woche) erstreck­te sich jeweils vom Abschluss der zwei­ten Stu­fe des Bun­des­wett­be­werbs bis zum Prü­fungs­ter­min. Es ging dabei nicht nur um das Erler­nen von mathe­ma­ti­schen Sach­ver­hal­ten, son­dern auch dar­um, wie man vor­han­de­nes Wis­sen prä­sen­tiert. Die Schü­ler muss­ten ein Gefühl dafür ent­wi­ckeln, wie viel Zeit die Dar­le­gung der Haupt­aus­sa­gen des von ihnen ins Auge gefass­ten The­mas erfor­dert. Sie muss­ten ler­nen, Wich­ti­ges von weni­ger Wich­ti­gem zu unter­schei­den, um in der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Zeit zu dem jeweils vor­ge­se­he­nen Höhe­punkt zu kom­men. Von den von mir geför­der­ten Schü­lern hat Lucas Mann den Bun­des­wett­be­werb Mathe­ma­tik als Bun­des­sie­ger been­det. (Über Till­mann Rit­schl, der eben­falls Bun­des­sie­ger wur­de, wird an ande­rer Stel­le berich­tet.) An der För­de­rung im Schul­jahr 2012/13 hat sich neben den genann­ten Schü­lern auch noch Tobi­as Bucher betei­ligt, der sich für die letz­te Stu­fe des Bun­des­wett­be­werbs Mathe­ma­tik nicht hat­te qua­li­fi­zie­ren kön­nen. Für ihn war die Freu­de an der Sache das aus­schlag­ge­ben­de Motiv für sei­ne Beteiligung. 

Kon­rad Grö­ger, Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin und Wei­er­strass-Insti­tut für Ange­wand­te Ana­ly­sis und Stochastik 

3.4 För­de­rung von Bran­ko Juran (zur Zeit Klas­se 12) durch Prof. Dr. Grö­ger und Dr. Alex­an­der Fauck

Unser Schü­ler Bran­ko Juran (Klas­se 12) wur­de beim Bun­des­wett­be­werb Mathe­ma­tik 2015 und 2016 Bun­des­sie­ger nach jeweils einer ein­stün­di­gen münd­li­chen Prü­fung in Mathe­ma­tik. Zur Vor­be­rei­tung auf die­se 3. Prü­fungs­run­de wur­de Bran­ko von Prof. Grö­ger und unse­rem Absol­ven­ten Dr. Alex­an­der Fauck (Abitur­jahr­gang 2006) gegen­wär­tig indi­vi­du­ell geför­dert. Im Mit­tel­punkt ste­hen dabei Ele­men­te der Ana­ly­sis, die im nor­ma­len Schul­stoff nicht behan­delt wer­den und in das 1. und 2. Semes­ter eines Mathe­ma­tik­stu­di­ums rei­chen. Die Ein­zel­för­de­rung wur­de danach sogar weitergeführt.

Bran­ko Juran konn­te im Jah­re 2017 noch ein vier­tes Mal den Bun­des­sieg in Mathe­ma­tik gewinnen.

3.4 För­de­rung von Theo Paul Mül­ler (zur Zeit Klas­se 11) durch Prof. Dr. Gröger

Im aktu­el­len Schul­jahr 2017/2018 bekommt Theo eine indi­vi­du­el­le För­de­rung. Er hat in der zwei­ten Run­de einen her­vor­ra­gen­den 1. Preis erzie­len kön­nen. Er ist somit einer der 44 Lan­des­sie­ger, die sich unter 1442 Jugend­li­chen als Bes­te für die End­run­de im Febru­ar qua­li­fi­zie­ren konnten.