Louis und Hans Behrendt
Am 09. April 2019 wurden die von den Klassen 8/1 und 8/3 finanzierten Stolpersteine verlegt. Diese Klassen hatten sich bereits in der 7. Klasse mit dem Thema beschäftigt, die eigentliche Stolpersteinverlegung wurde auf den Frühling 2019 gelegt.
Zur Begleitung der Verlegung hatte die 8/3 mit Frau Liebrecht ein Programm vorbereitet. Den Anfang bildete ein Musikstück auf der Gitarre. Danach sprach Frau Jahnke, die Organisatorin der Verlegung, zu den Klassen und einigen Leuten aus der Nachbarschaft, die sich eingefunden hatten. Dies ist der 19. und der 20. Stolperstein, den Frau Jahnke verlegen lässt. Bei allen handelt es sich um Opfer des Nationalsozialismus aus ihrer eigenen Familie.
Im Anschluss trugen Schüler:innen das Gedicht „Als sie die Juden holten“ von Martin Niemöller vor. Es folgte eine Vorstellung des Louis Behrendt, der am 29.11. im Jahr 1880 in Kolberg, im heutigen Polen, zur Welt kam. Im ersten Weltkrieg diente er an der Front. Seine erste Ehefrau hieß Rosa Behrendt, gebürtige Hirsch, mit der er zwei Kinder, Herta und Erna Behrendt bekam. Rosa Behrendt starb bereits im Jahr 1912. In seiner zweiten Ehe war er mit Helene Behrendt, gebürtige Haase, verheiratet. Sie bekamen drei Kinder, die Hans, Ingeborg und Margarete hießen. Als er nach dem Verlust seiner Arbeit auf einem jüdischen Friedhof auf die Regierung schimpfte, wurde er unter falschen Anschuldigungen als Geisteskranker in die psychiatrische Anstalt Herzberge gebracht, wurde jedoch schnell in die Heilanstalt Meseritz in Obrawalde verlegt Am 22.7.1940 kam er in die Heil- und Pflegeanstalt Berlin Buch. Einen Tag später verlegte man ihn in die Heilanstalt Brandenburg Havel, wo er mit Kohlenstoffmonoxid umgebracht wurde.
Nach dieser Vorstellung trug die Klasse das Gedicht „Ihr Zuschauenden“ von Nelly Sachs von 1947 vor. Danach kam eine Zusammenfassung des Lebensweges von Hans Behrendt. Er wurde am 29.09.1919, vor knapp 100 Jahren als erstes Kind von Helene und Louis Behrendt geboren. Die Schreinerstraße 51 in Friedrichshain ist sein letzter freiwillig gewählter Wohnsitz. Es ist anzunehmen, dass er im Februar 1941 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurde, wo er 18 Monate lang im Klinkerwerk schuftete. Er starb am 15.07.1942 durch einen Lungendurchschuss auf einer von den Wachleuten erzwungenen Flucht. Auch das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde näher thematisiert und zudem wurde das Gedicht „Die Maßnahmen“ von Erich Fried vorgetragen. Anschließend wurde das letzte Kapitel von „Damals war es Friedrich“ vorgetragen. Der Roman thematisiert die Wandlung der Lebensumstände des jüdischen Jungen Friedrich aus der Perspektive des Nachbarsjungen bis hin zum Tod. Es folgte eine Ansprache eines weiteren Familienmitglieds der Behrendts, dem Cousin von Frau Jahnke. Dieser erzählte auch von der Vertuschung der Ermordung an Louis Behrendt. Erst nach Monaten wurde ein Brief mit gefälschten Sterbedaten abgeschickt. Angeblich sei er am 29.01.1941 in der eigenen Wohnung gestorben. Die Urkunde wurde sogar noch von Berlin nach Chelm und erst von dort wieder nach Berlin, zur Familie des Toten geschickt, um das Ganze glaubwürdiger zu machen. Nach einem weiteren Musikstück folgte dann die eigentliche Stolperverlegung. Erst wurden die Steine aus dem Gehweg geholt und durch die Stolpersteine ersetzt. Anschließend wurden die entstandenen Lücken wieder gefüllt und die Stolpersteine mit Wasser von dem durch die Arbeit entstandenen Schlamm abgespült. Bei der ganzen Zeremonie herrschte eine bedrückte und ruhige Stimmung und es fühlte sich an, als ob man den beiden Toten nachträglich eine letzte Ruhestätte geben würde, die sie nie gehabt hatten.
Wir bedanken uns bei der 8/1 und 8/3, deren Geschichtslehrerinnen Frau Hoffmann und Frau Liebrecht und allen anderen Teilnehmern der Verlegung. Ganz besonderen Dank widmen wir Frau Janke, die sich dafür eingesetzt hat das Louis und Hans Behrendt niemals vergessen werden. Außerdem hoffen wir, dass alle, die jetzt an diesen Stolpersteinen vorbei gehen kurz stehen bleiben und sich daran erinnern, dass so etwas nie wieder geschehen darf.
Text: Alexandra Dittmar und Simeon Hilarius Stark aus der 8–1