Peter Scholze

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Peter Scholze – Ein Leben für die Mathematik

Peter Schol­ze leg­te im Jahr 2007 bei uns am Hein­rich-Hertz-Gym­na­si­um sein Abitur mit der Durch­schnitts­no­te 1,0 ab.

Heu­te arbei­tet Prof. Dr. Peter Schol­ze am Insti­tut für Mathe­ma­tik der Uni­ver­si­tät Bonn auf dem Gebiet der alge­bra­ischen Geo­me­trie und genießt beacht­li­ches inter­na­tio­na­les Ansehen.

Im Win­ter­se­mes­ter 2012/13 wur­de Peter Schol­ze auf eine Mathe­ma­tik­pro­fes­sur beim Exzel­lenz­clus­ter in Bonn beru­fen. Damit war Peter Schol­ze mit 24 Jah­ren jüngs­ter Pro­fes­sor in Deutsch­land.
Schon mit Beginn sei­ner Schul­zeit wur­de deut­lich, dass Peter auf dem Gebiet der Natur­wis­sen­schaf­ten – ins­be­son­de­re im Fach Mathe­ma­tik – außer­or­dent­li­che und erstaun­li­che Fähig­kei­ten entwickelte.

Im Mathe­ma­tik­un­ter­richt arbei­te­te Peter immer „par­al­lel“. Einer­seits ver­folg­te er das Unter­richts­ge­sche­hen mit „hal­bem Ohr“ und griff in die Dis­kus­si­on ein, wenn ihm irgend­was nicht recht gefiel oder wenn die Lösung des Pro­blems zu lan­ge auf sich war­ten ließ. Er schüt­tel­te dann Lösungs­vor­schlä­ge aus dem Ärmel und konn­te die­se – zumeist lächelnd – an der Tafel sofort sau­ber und ver­ständ­lich für alle darstellen.

Par­al­lel dazu war Peter im Unter­richt immer in mathe­ma­ti­sche Fach­li­te­ra­tur ver­tieft oder lös­te Mathe-Olym­pia­de-Auf­ga­ben höhe­rer Stufen.

Am Nach­mit­tag besuch­te Peter dann Mathe­ma­tik-Arbeits­ge­mein­schaf­ten an unser Schu­le oder Ver­an­stal­tun­gen der Mathe­ma­ti­schen Schü­ler­ge­sell­schaft „Leon­hard Euler“ an der Humboldt-Universität.

In der 11., 12. und 13. Klas­se konn­ten wir als Hein­rich-Hertz-Schu­le „unse­rem Peter“ mathe­ma­tisch nicht mehr all­zu viel bie­ten. Da kam uns unser ehe­ma­li­ger Schü­ler, Prof. Dr. Klaus Alt­mann (Absol­vent unse­rer Schu­le 1975) zu Hil­fe. Peter wur­de von Klaus Alt­mann in der 11., 12. und 13. Klas­se indi­vi­du­ell an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin betreut und besuch­te unse­ren pro­fi­lier­ten Mathe­ma­tik-Leis­tungs­kurs nur noch spo­ra­disch. Wäh­rend die­ser Betreu­ungs­zeit begann Peter ernst­haft und sys­te­ma­tisch auf dem Gebiet der alge­bra­ischen Geo­me­trie zu arbeiten.

Auch Peter besuch­te die Som­mer­schu­le „Lust auf Mathe­ma­tik“ des Ber­li­ner Netz­wer­kes mathe­ma­tisch-natur­wis­sen­schaft­lich pro­fi­lier­ter Schu­len in Blos­sin im Jahr 2006. Dort beschäf­ti­ge er sich schon mit sei­nem spä­te­ren For­schungs­ge­biet. Er arbei­te­te in der Grup­pe „Zöp­fe, Kno­ten und Auf­bla­sun­gen“. Es ging um die Unter­su­chung alge­bra­ischer Kurven.

Wäh­rend sei­ner Schul­zeit gewann Peter bei der Inter­na­tio­na­len Mathe­ma­tik-Olym­pia­de in der 10., 11. 12. und 13. Klas­se Medail­len, nämlich:

  • eine Sil­ber­me­dail­le (2004 in Athen)
  • drei­mal eine Gold­me­dail­le (2005 Meri­da Mexi­ko, 2006 Ljublja­na Slo­we­ni­en und 2007 Hanoi Vietnam)
  • er wur­de ins­ge­samt fünf­fa­cher Bun­des­sie­ger im Bun­des­wett­be­werb Mathematik.

Trotz­dem war Peter kein in sich gekehr­ter im Nach­den­ken ver­sun­ke­ner Schü­ler – son­dern stets fröh­lich, humor­voll und offen. Sei­nen Mitschüler:innen gegen­über zeig­te er sich auch beim Lösen ver­gleichs­wei­se ein­fa­cher Pro­ble­me immer hilfsbereit.

In unse­rer Schul-Rock-Band (eher Rich­tung Hea­vy Metal), deren Exis­tenz wesent­lich auf Peters Initia­ti­ve zurück­ging, war Peter der Bassist.

Peter schrieb uns in einer E‑Mail:

„Mei­ne Zeit an der Hein­rich-Hertz-Schu­le war für mich prä­gend, und hat sehr zu mei­ner Ent­wick­lung bei­getra­gen. Der Ein­fluss der Schu­le erstreckt sich über mei­ne gesam­te mathe­ma­ti­sche Lauf­bahn, von den ers­ten Anfän­gen bei der Mathe­ma­tik­olym­pia­de, die ich ohne die Vor­be­rei­tung in den AGs an der Schu­le nicht so erfolg­reich gemeis­tert hät­te, über die ers­ten Vor­le­sun­gen an der Uni­ver­si­tät, die ich bereits wäh­rend der Schul­zeit bei Pro­fes­sor Klaus Alt­mann, ehe­ma­li­ger Hertz-Schü­ler, besu­chen konn­te, bis zu mei­ner Pro­mo­ti­on bei mei­nem aka­de­mi­schen Leh­rer Pro­fes­sor Micha­el Rapo­port, eben­falls ehe­ma­li­ger Hertz-Schü­ler, und dar­über hin­aus. Freun­de aus der ehe­ma­li­gen BRD berich­ten mir oft lei­dend von ihrer Schul­zeit, und bli­cken nei­disch auf die Pro­fil­schu­len in Ber­lin und der ehe­ma­li­gen DDR. Die­se Schu­len sind ein Glücks­fall, und ich hof­fe, dass auch künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen von Schü­lern das Glück haben in einem Netz­werk von mathe­ma­tisch und natur­wis­sen­schaft­lich her­aus­ra­gen­den Schu­len unter­rich­tet zu werden.“

Nach sei­nem Abitur 2007 stu­dier­te Peter Mathe­ma­tik an der Uni­ver­si­tät Bonn, absol­vier­te sei­nen Bache­lor in drei Semes­tern, sei­nen Mas­ter in zwei Semes­tern und wur­de anschlie­ßend 2012 mit dem The­ma Per­fec­to­id Spaces bei Prof. Dr. Micha­el Rapo­port (eben­falls Absol­vent unse­rer Schu­le, Abitur 1967) promoviert.

Seit Juli 2011 war er für fünf Jah­re Fel­low (For­schungs­stu­dent) des Clay Mathe­ma­tics Insti­tu­te in Cam­bridge, Mas­sa­chu­setts, USA. Im Win­ter­se­mes­ter 2012/13 wur­de Dr. Peter Schol­ze auf eine Mathe­ma­tik­pro­fes­sur beim Exzel­lenz­clus­ter in Bonn beru­fen. Damit war Peter Schol­ze mit 24 Jah­ren jüngs­ter Pro­fes­sor in Deutsch­land. Sein For­schungs­ge­biet ist die arith­me­tisch-alge­bra­ische Geometrie.

Für sei­ne bahn­bre­chen­den Arbei­ten auf dem Gebiet der alge­bra­ischen Geo­me­trie, bei denen er sich u.a. wesent­lich auf die Ergeb­nis­se des berühm­ten Mathe­ma­ti­kers Alex­an­der Gro­t­hen­dieck stützt, erhielt Peter Schol­ze vie­le natio­na­le und inter­na­tio­na­le Prei­se. Hier sei­en nur eini­ge genannt:

  • 2013 wur­de Peter Schol­ze mit dem SASTRA Rama­nu­jan Pri­ze und mit dem Prix Pec­cot ausgezeichnet.
  • Gemein­sam mit Maryam Mirzakha­ni erhielt er 2014 den Clay Rese­arch Award.
  • 2015 erhielt Peter Schol­ze von der Ame­ri­can Mathe­ma­ti­cal Socie­ty den Frank Nel­son Cole Pri­ze auf dem Gebiet der Algebra.
  • Eben­falls für 2015 wur­den ihm der Ost­row­ski-Preis (Uni­ver­si­tät Basel) sowie der Fer­mat-Preis (Uni­ver­si­tät Tou­lou­se) zugesprochen.
  • Für 2016 wur­den ihm der Gott­fried Wil­helm Leib­niz-Preis und der Aka­de­mie­preis der Ber­lin-Bran­den­bur­gi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten zugesprochen.
  • 2016 erhielt er den Preis der Euro­päi­schen Mathe­ma­ti­schen Gesellschaft.
  • 2017 wur­de Prof. Dr. Schol­ze in die Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und Lite­ra­tur, Mainz, aufgenommen.
  • 2018 wur­de Peter Schol­ze mit der Fields-Medail­le für sei­ne Arbeit über per­fek­to­ide Räu­me ausgezeichnet.
 

Im Rah­men der Stol­per­stein­ver­le­gung für den berühm­ten Mathe­ma­ti­ker Alex­an­der Gro­t­hen­dieck und sei­ne Eltern hielt Pro­fes­sor Peter Schol­ze am 22. März 2017 einen Vor­trag vor Schüler:innen, Lehr­kräf­ten und vie­len Gäs­ten in der Aula unse­rer Schu­le. Peter Schol­ze brach­te sei­ne tie­fe Ver­eh­rung für die Leis­tung Alex­an­ders Gro­t­hen­diecks zum Aus­druck. In die­sem Zusam­men­hang fol­gen­de Anekdote:

Alex­an­der Gro­t­hen­dieck war der Dok­tor­va­ter von Pierre Deli­gne, die­ser war der Dok­tor­va­ter von Micha­el Rapp­oport, wel­cher wie­der­um der Dok­tor­va­ter von Peter Schol­ze ist. Somit ist Alex­an­der Gro­t­hen­dieck der aka­de­mi­sche Urgroß­va­ter von Peter Scholze.

Dr. Mat­thi­as Nicol