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Wer meint: Klu­ge Köp­fe am Hein­rich-Hertz-Gym­na­si­um wür­den sich aus­schließ­lich mit Mathe­ma­tik beschäf­ti­gen, der irrt, wie der Besuch des poli­tik­wis­sen­schaft­li­chen Leis­tungs­kur­ses 11 beim deut­schen Bun­des­rat am 30. Janu­ar 2018 zeigt.

Poli­tik ist ein The­ma, das alle angeht – es ist weni­ger hoch­kom­ple­xe Theo­rie als geleb­te Pra­xis und wo wäre jene Pra­xis bes­ser zu erfah­ren, als in einer der deut­schen Regie­rungs­in­sti­tu­tio­nen in Ber­lin. Der Bun­des­rat ist die Ver­tre­tung der Gesamt­heit der deut­schen Bun­des­län­der und somit ein exis­ten­ti­el­les Organ für den Fort­be­stand des deut­schen föde­ra­len Systems.

His­to­risch bestand Deutsch­land aus Klein­staa­ten, wel­che erst auf dem Wie­ner Kon­gress 1815 mit der Ent­ste­hung des deut­schen Bun­des zusam­men­zu­fin­den began­nen. Anschlie­ßend kam es zu einer gan­zen Rei­he tur­bu­len­ter his­to­ri­scher Ereig­nis­se. An deren Ende stand am 18. Janu­ar 1871 die Krö­nung Wil­helms des Ers­ten zum deut­schen Kai­ser. In jenem Kai­ser­reich ent­stan­den Par­tei­en und viel­fäl­ti­ge poli­ti­sche Bewe­gun­gen mit noch viel­fäl­ti­ge­ren Inter­es­sen. Am 3. März 1871 wur­de zum ers­ten Mal in ganz Deutsch­land gewählt. Und 1,5 Jahr­hun­der­te und zwei Welt­krie­ge spä­ter sind wir Deut­schen noch immer zer­split­tert: Von den Hafen­städ­ten mit han­sea­ti­scher Tra­di­ti­on im Nor­den, über das dicht besie­del­te Ruhr­ge­biet, dem weit weni­ger dicht besie­del­ten Osten, dem fran­zö­sisch gepräg­ten Süd­wes­ten bis hin zu den Alpen im äußers­ten Süden, ein Land mit 82 Mil­lio­nen Gesichtern.

Kein Wun­der also, dass bei so vie­len ver­schie­den Regio­nen mit eige­ner Tra­di­ti­on und Geschich­te ein gewis­ses regio­na­les Selbst­be­wusst­sein exis­tiert. Die­ses fin­det Aus­druck in 16 Län­der­par­la­men­ten mit eigen­stän­di­ger Gesetz­ge­bung in den Berei­chen Bil­dung (also so ziem­lich allem was mit die­ser Schu­le zu tun hat), Kul­tur und Poli­zei bzw. Ord­nungs­recht. Was ist aber mit den ande­ren Berei­chen, die auch ein Bun­des­land betref­fen kön­nen wie bei­spiels­wei­se Umwelt­schutz, Sozia­les, Ener­gie, Immi­gra­ti­on oder Wirtschaft?

Die­se Din­ge fal­len einer­seits in den Auf­ga­ben­be­reich des Bun­des­ta­ges aber eben auch in den des Bun­des­ra­tes. Nur mit des­sen Zustim­mung kann in Deutsch­land ein Gesetz ver­ab­schie­det wer­den. Auch gehen vom Bun­des­rat immer wie­der eige­ne Geset­zes­in­itia­ti­ven im Inter­es­se der Län­der aus.

Mer­lin Hipp, Leis­tungs­kurs Poli­ti­sche Welt­kun­de 11