Im Rahmen der Gesprächsreihe „Geteilte Geschichte(n)“ lud anlässlich des 58. Jahrestag des Mauerbaus der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer Podiumsdiskussion. Dazu war auch der Leistungskurs Politikwissenschaft aus dem zwölften Jahrgang des Heinrich-Hertz-Gymnasiums eingeladen.
Nach einer Ansprache des Bundespräsidenten diskutierten auf dem Podium die Journalisten Georg Mascolo und Siegbert Schefke. Mascolo hatte am 9. November 1989 von der Ostseite des Berliner Grenzübergangs Bornholmer Straße über den Moment berichtet, als die DDR-Grenzer den Schlagbaum öffneten. Die dazugehörigen Bilder sind heute Teil des kollektiven Gedächtnisses des Landes. Schefke hatte am 9. Oktober 1989 die Leipziger Montagsdemonstration gefilmt. Seine Aufnahmen wurden in der ARD-Tagesschau gesendet und machten dabei die Breite des Protests gegen das SED-Regime öffentlich. Sie fungierten so als mutmachender Impulsgeber für weitere Opposition.
Im Gespräch im Großen Saal, moderiert von Marion Brasch (deren Familiengeschichte unlängst im Kino zu sehen war), wurde ein weiter Bogen gespannt: Von den oppositionellen Bewegungen des Jahres 1989 über die Ereignisse, die schließlich im Mauerfall mündeten, bishin zu den Entwicklungen der vergangenen Jahre wusste man auf dem Podium sachkundig und unterhaltsam zu berichten. Im Lichte der letzten Wahlergebnisse und Umfragen zu den kommenden Landtagswahlen wurde außerdem über mögliche Lehren aus der Geschichte diskutiert und die Bedeutung der Grundwerte betont. In diesem Zusammenhang wurden auch die Zerrissenheit der Gesellschaft und echte und vermeintliche Mauern in Köpfen und Herzen analysiert.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum, die zum Teil leidenschaftlich geführt wurde, beteiligte sich neben hochkarätigen Persönlichkeiten wie etwa Matthias Platzeck, Werner Schulz oder Wolfgang Thierse auch ein Hertz-Schüler, dessen Beitrag im Anschluss kontrovers beurteilt und kommentiert wurde.
Danach trafen sich alle Anwesenden zu einem Empfang im Langhanssaal, wo sich bei Getränken und Canapés (die bei einigen Schüler auf Erstaunen, bei anderen auf Begeisterung stießen) die Gelegenheit bot, mit den oben genannten Prominenten und zahlreichen Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen, um das Thema zu vertiefen. Davon machten unsere Schüler ausgiebig Gebrauch, wir gehörten zu den letzten, die gingen.
Alexander Buchholtz