Der lange Weg zum Bundessieg

image

Mari­an Dietz (17) hat es nun im drit­ten Anlauf geschafft. Er ist beim 35. Bun­des­wett­be­werb Infor­ma­tik 2017 mit einer her­vor­ra­gen­den Leis­tung mit der Aus­zeich­nung des Bun­des­sie­gers geehrt wor­den. Mari­an bestritt erfolg­reich die End­run­de des Schü­ler­wett­be­werbs, die vom 19. bis 22. Sep­tem­ber in Pots­dam aus­ge­tra­gen wur­de. Aus­rich­ter war das Has­so-Platt­ner-Insti­tut (HPI) für Digi­tal Engi­nee­ring. Mari­an Dietz wur­de außer­dem wegen sei­ner her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen im gesam­ten Wett­be­werb mit dem Ingo-Wege­ner-Preis aus­ge­zeich­net.
 „Ich bin über­glück­lich, den Wett­be­werb als Bun­des­sie­ger abzu­schlie­ßen“, erklär­te das jun­ge Infor­ma­tik­ta­lent. Neben einem Geld­preis von 750€ erhält Dietz ein Sti­pen­di­um der Stu­di­en­stif­tung des deut­schen Vol­kes. „Das ist wirk­lich eine tol­le Aus­zeich­nung, die mir vie­le Chan­cen eröff­nen wird“, freut sich Mari­an Dietz.

Mehrere Teilnahmen an Informatikolympiaden

Die­se bei­den Aus­zei­chun­gen sind die Höhe­punk­te einer sehr erfolg­rei­chen Kar­rie­re wäh­rend sei­ner Zeit als Schü­ler unse­rer Schu­le. Ins­ge­samt nahm er je zwei­mal an der Bal­ti­schen (BOI), an der Zen­tral­eu­ro­päi­schen (CEOI) und der Inter­na­tio­na­len Olym­pia­de (IOI) teil. Dabei gewann er ins­ge­samt vier Sil­ber­me­dail­len und eine Bron­ze­me­dail­le. Und er star­te­te drei­mal bei der End­run­de des Bun­des­wett­be­werbs Infor­ma­tik, die er ein­mal mit einem Bun­des­sieg beendete.

Wie alles begann

Schon früh­zei­tig zeigt Mari­an Inter­es­se an der Infor­ma­tik. Das ist an sich noch nichts Beson­de­res. Sind es doch die digi­ta­len Gerä­te, die vie­le jun­ge Leu­te heu­te fas­zi­nie­ren und neben der täg­li­chen Nut­zung auch zu tie­fer­ge­hen­den Fra­gen der Funk­ti­ons­fä­hig­keit und der tech­ni­schen Hin­ter­grün­de anre­gen. Auch Mari­an war von Anfang an dabei, die Prin­zi­pi­en der Infor­ma­tik zu unter­su­chen. Dabei half ihm auch sein enor­mer Ehr­geiz, der dazu führ­te, dass er sich mit kom­pli­zier­ten Fra­gen aus­ein­an­der­setz­te und sich nicht mit ein­fa­chen Ant­wor­ten begnügte.

Schon in der Prä­sen­ta­ti­ons­prü­fung zum Mitt­le­ren Schul­ab­schluss (MSA) in der 10. Klas­se konn­te man erah­nen, dass Mari­an das Beson­de­re fas­zi­nier­te. Er beschäf­tig­te sich damals mit Hash­funk­tio­nen. Dabei konn­te er neben der exak­ten Dar­stel­lung der Funk­ti­ons­wei­se auch eige­ne Has­al­go­rith­men vor­stel­len, die beson­ders sicher und schnell arbei­ten. Die Maß­stä­be, die er sich damals setz­te, gin­gen weit über das erfor­der­li­che Maß für die MSA-Anfor­de­run­gen hinaus.

Die Anfänge im Jahr 2015

In der 10. Klas­se konn­te er sich auch schon zum ers­ten Mal für die End­run­de des Bun­des­wett­be­werbs qua­li­fi­zie­ren. Für den damals gera­de 15jährigen Mari­an durch­aus ein beach­tens­wer­ter Erfolg. Es zeig­te sich aber, dass er mit den Com­pu­tern bes­ser kom­mu­ni­zier­te als mit sei­ner Umwelt. Mari­an redu­zier­te sei­ne Aus­sa­gen stets auf das Wesent­li­che, kon­zen­trier­te sich auf die inhalt­li­chen Din­ge und zeig­te lie­ber mit Hil­fe des Com­pu­ters die Lösung von Pro­ble­men, als sie Ande­ren zu erklä­ren. Nun ist aber das Erar­bei­ten von Pro­blem­lö­sun­gen in einem Team und das Prä­sen­tie­ren vor einer Fach­ju­ry ein wesent­li­cher Teil der End­run­den­prü­fun­gen im Bun­des­wett­be­werb. Somit blieb es bei der Teil­nah­me und wich­ti­gen Erfah­run­gen für Mari­an, die jedoch sei­ne Anstren­gun­gen noch wei­ter erhöhten.

Das Jahr 2016 – Erste internationale Erfahrungen

Im Jahr dar­auf wur­de Mari­an auf­grund sei­nes enor­men fach­li­chen Poten­zi­als für die Aus­wahl­run­den zur Natio­nal­mann­schaft für die Inter­na­tio­na­le Infor­ma­tik­olym­pia­de (IOI) ein­ge­la­den. Durch die vie­len Vor­be­rei­tungs­se­mi­na­re mit jeweils mehr­stün­di­gen Klau­su­ren und Gesprä­chen, sowie die zahl­rei­chen Vor­be­rei­tung­s­olym­pia­den (die Kan­di­da­ten müs­sen meh­re­re Online­wett­be­wer­be der USACO, der USA Com­pu­ting Olym­pi­ad, bear­bei­ten, wor­aus ein Ran­king erstellt wird) konn­te sich Mari­an für die Natio­nal­mann­schaft zur IOI in Kazan (Russ­land) qua­li­fi­zie­ren. Bevor aber die bes­ten Infor­ma­tik­ta­len­te im August zur Inter­na­tio­na­len Olym­pia­de fah­ren, wer­den zur Vor­be­rei­tung zwei Olym­pia­den auf euro­päi­scher Ebe­ne rea­li­siert. Bei der Bal­ti­schen Olym­pia­de (BOI) in Hel­sin­ki (Finn­land) im Mai konn­te Mari­an sei­ne ers­te inter­na­tio­na­le Medail­le, eine Bron­ze­me­dail­le, gewin­nen. Als jüngs­tes Mit­glied lag nun alle Hoff­nung auf sei­nen Schul­tern, zumal es in die­sem Jahr mit ins­ge­samt nur zwei Bron­ze­me­dail­len für die Deut­schen gar nicht gut lief. Im Juli gewann er als bes­ter deut­scher Teil­neh­mer bei der Zen­tral­eu­ro­päi­schen Infor­ma­tik­olym­pia­de (CEOI) im mol­daui­schen Pia­tra Neamț (Rumä­ni­en) eine Sil­ber­me­dail­le. Das ließ dann doch für die zwei Wochen spä­ter statt­fin­den­den Inter­na­tio­na­len Wett­kämp­fe hof­fen. Die CEOI wird unter ziem­lich glei­chen Wett­be­werbs­be­din­gun­gen wie die IOI durch­ge­führt. Daher sind die Ergeb­nis­se schon ein gutes Indiz auf die Ergeb­nis­se der IOI. Aller­dings war dann der Druck in Kazan dann doch zu groß. Es blieb bei einer Aner­ken­nung und dem Zuge­winn vie­ler Erfahrungen.

In die­sem Jahr qua­li­fi­zier­te sich Mari­an wie­der für die End­run­de des Bun­des­wett­be­werbs. Dies­mal lief es mit einem Son­der­preis bes­ser. Trotz deut­lich bes­se­rer Leis­tun­gen konn­te er die Jury­mit­glie­der nicht in allen Punk­ten über­zeu­gen. So blieb er als ein­zi­ges Mit­glied der Olym­pia­de­mann­schaft von 2016 wie­der ohne Bun­des­sieg. Die Ent­täu­schung war groß – sein Ehr­geiz aber noch größer.

Der durchschlagende Erfolg im Jahr 2017 – das Jahr der Silbermedaillen

Trotz der guten Ergeb­nis­se war Mari­an ins­ge­samt nicht zufrie­den mit der Ent­wick­lung des letz­ten Jah­res. Anstatt sich nun in den Feri­en zu ent­span­nen und ein wenig Abstand von Pro­ble­men der Infor­ma­tik zu gewin­nen, nutz­te Mari­an die Zeit für inten­si­ve Stu­di­en algo­rith­mi­scher Pro­ble­me. Er pro­gram­mier­te nun täg­lich vie­le Stun­den, dis­ku­tier­te mit Freun­den und Lehrer:innen viel­fäl­ti­ge Sach­ver­hal­te und ent­wi­ckel­te sich vor allem in Mathe­ma­tik ent­schei­dend wei­ter. Hin­zu kam, dass sei­ne reich­hal­ti­gen Erfah­run­gen ihm ein gehö­ri­ges Selbst­ver­trau­en ver­schaff­ten, wel­ches ihm zu dem nöti­gen Schub in sei­ner Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung verhalf.

Die Qua­li­fi­ka­tio­nen für die Natio­nal­mann­schaft absol­vier­te er von Anfang an sehr sou­ve­rän. Mit gro­ßem Abstand distan­zier­te er in den Aus­wahl­se­mi­na­ren alle ande­ren Teilnehmer:innen. Nur Lukas Michel, Bun­des­sie­ger aus dem Vor­jahr, konn­te noch mit Mari­an mit­hal­ten. Bei der BOI in Ber­gen (Nor­we­gen) im April errang er vor Lukas Michel die Sil­ber­me­dail­le, bei der CEOI in Slove­ni­ens Haupts­adt Ljublja­na gewann er wie­der vor Lukas Michel Sil­ber. Dabei lag er zwi­schen­zeit­lich lan­ge auf Gold­kurs. Nur eine Lösung der sechs Auf­ga­ben konn­te er nicht opti­mal for­mu­lie­ren. Und schließ­lich gewann er eine Sil­ber­me­dail­le in Tehe­ran (Iran). Dies­mal aller­dings hin­ter Lukas Michel, der die Gold­me­dail­le errin­gen konn­te. Dabei wäre ein Gold­me­dail­le nach Mari­ans Aus­sa­gen mög­lich gewe­sen. Bei zwei Auf­ga­ben ver­gab er vie­le Punk­te, weil die gefun­de­nen rich­ti­gen Alg­or­tih­men nicht feh­ler­frei pro­gram­miert wer­den konn­ten. Trotz der fünf Stun­den Wett­kampf­zeit ist der Zeit­druck für die Lösung der drei Auf­ga­ben enorm. Und Feh­ler mag der Com­pu­ter nun­mal nicht.

Der Bundessieg als Abschluss aller Mühen

Für den Bun­des­wett­be­werb Infor­ma­tik in die­sem Jahr 2017, an dem seit 1980 jähr­lich rund 1.000 Schüler:innen teil­neh­men, konn­te sich Mari­an mit 64 von 40 Punk­ten in der zwei­ten Run­de qua­li­fi­zie­ren. Bei sei­nen Lösun­gen konn­te er fast jeden Zusatz­punkt für sei­ne Lösun­gen bekom­men. Das erklärt die hohe Punkt­zahl. Beim 35. BwInf waren 1.414 Infor­ma­tik-Talen­te dabei. „An zwei Tagen des Fina­les muss­te Mari­an im Team anspruchs­vol­le Auf­ga­ben bear­bei­ten und die Lösun­gen allen Teil­neh­mern einer Jury aus Wirt­schaft und Wis­sen­schaft prä­sen­tie­ren. In Ein­zel­ge­sprä­chen wur­den Wis­sen, ins­be­son­de­re aber auch die Pro­blem­lö­sungs­kom­pe­tenz der Schüler:innen, geprüft. „Hier hat Mari­an star­ke Leis­tun­gen gezeigt“, sagt Ralf Dorn, Infor­ma­tik­leh­rer des Hein­rich-Hertz-Gym­na­si­ums. Im Mit­tel­punkt stand die Aus­ein­an­der­set­zung mit Infor­ma­tik-Anfor­de­run­gen. So haben die Fina­lis­ten bei­spiels­wei­se Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, um die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Com­pu­tern unter­ein­an­der zu steu­ern: Wenn die­se in Netz­wer­ken wie einem Smart Home zusam­men­ar­bei­ten, müs­sen sie einen Koor­di­na­tor wäh­len. Die jun­gen Infor­ma­tik-Talen­te haben Lösun­gen ent­wor­fen, die in ver­schie­de­nen Arten von Netz­wer­ken sicher­stel­len, dass sich alle Betei­lig­ten auf einen Koor­di­na­tor eini­gen. Viel Lob: Infor­ma­tik­ta­len­te wie Mari­an Dietz hän­de­rin­gend gesucht „Wir freu­en uns, dass sich mit Mari­an ein Schü­ler des Hein­rich-Hertz-Gym­na­si­ums in die­sem anspruchs­vol­len Wett­be­werb gegen die Bes­ten der Bes­ten durch­set­zen konn­te. Dar­auf kann er schon stolz sein“, schwärmt Ralf Dorn. Auch der Jury­vor­sit­zen­de, Prof. Dr. Till Tan­tau von der Uni­ver­si­tät Lübeck, unter­streicht die Leis­tung der Fina­lis­ten: „Infor­ma­tik­ta­len­te, wie wir sie in die­sen Tagen erlebt haben, wer­den drin­gend gebraucht und haben her­vor­ra­gen­de Karriereaussichten.“

Der Bun­des­wett­be­werb Infor­ma­tik ist der tra­di­ti­ons­reichs­te unter den Bun­des­wei­ten Infor­ma­tik­wett­be­wer­ben und rich­tet sich an begab­te Nachwuchsinformatiker:innen bis 21 Jah­re. Die bun­des­wei­ten Infor­ma­tik­wett­be­wer­be möch­ten Bar­rie­ren gegen­über der Infor­ma­tik abbau­en und jun­ge Men­schen für das Fach­ge­biet inter­es­sie­ren. Außer dem Bun­des­wett­be­werb Infor­ma­tik gehö­ren dazu das Ein­stiegs­for­mat Infor­ma­tik-Biber für Schüler:innen der Jahr­gangs­stu­fen 3–13, der Jugend­wett­be­werb Infor­ma­tik (JwInf) und das Ver­fah­ren zur Aus­wahl des deut­schen Teams für die Inter­na­tio­na­le Infor­ma­tik-Olym­pia­de (IOI), bei der Spit­zen­ta­len­te aus der gan­zen Welt antre­ten. Die Bun­des­wei­ten Infor­ma­tik­wett­be­wer­be wer­den vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung geför­dert. Trä­ger sind die Gesell­schaft für Infor­ma­tik e. V. (GI), der Fraun­ho­fer-Ver­bund IuK-Tech­no­lo­gie und das Max-Planck-Insti­tut für Infor­ma­tik. Der Bun­des­wett­be­werb Infor­ma­tik ist ein von der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz emp­foh­le­ner Schü­ler­wett­be­werb und steht unter der Schirm­herr­schaft des Bundespräsidenten.

Mari­an stu­diert nun an der Uni­ver­si­tät in Saar­brü­cken – natür­lich Infor­ma­tik. Er ist sehr froh, sich den gesam­ten Tag mit Infor­ma­tik beschäf­ti­gen zu kön­nen. Wir sind sicher, dass Mari­an dort serh erfolg­reich sein Stu­di­um absol­vie­ren wird. Mari­an wird mit sei­nen Leis­tun­gen an unse­rer Schu­le sei­nen Ehren­platz fin­den. Sei­ne Leis­tun­gen wer­den vie­len Schüler:innen ein Ansporn sein. Ist es doch so wie im Sport: Rekor­de sind dazu da, ver­bes­sert zu wer­den. Und ich bin sicher, es wird eines Tages geschehen.

Ralf Dorn, Fach­lei­ter Informatik