Dokumentation „denkmal aktiv“ 2018/19

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Frü­her Schlacht­hof – und heute?

Das Schul­jahr ist um und damit auch unser Projekt.

Ziel war es, nicht nur unse­re nähe­re Umge­bung – den alten Schlacht­hof  – unter die Lupe zu neh­men, son­dern auch eine Ral­lye zu erstellen.

Der im Jahr 1881 vor den Toren der Stadt Ber­lins eröff­ne­te Cen­tral Vieh- und Schlacht­hof wur­de 1990 als Kul­tur­denk­mal unter Denk­mal­schutz gestellt. Heu­te im Her­zen der Stadt gele­gen gel­ten die his­to­ri­schen Über­res­te als sicht­ba­re und schüt­zens­wer­te Zei­chen der Indus­tria­li­sie­rung, die Ber­lin mar­kant präg­te. Des­halb beschäf­tig­te sich die Klas­se 7–1 im Rah­men des Schul­pro­gramms der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz denk­mal aktiv - Kul­tur­er­be macht Schu­le ein Schul­jahr lang mit dem Are­al und sam­mel­te umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen in Work­shops, Vor­trä­gen und Aus­flü­gen. Außer­dem ent­stan­den im Lau­fe der Zeit in den Fächern Deutsch, Geschich­te, Bil­den­de Kunst und Geo­gra­fie unter­schied­lichs­te Pro­duk­te rund um das The­ma Schlacht­hof. In der Pro­jekt­wo­che wur­den die Ergeb­nis­se dann zu einer Ral­lye zusam­men­ge­stellt, mit der wir allen einen Ein­druck geben wol­len, wie der Schlacht­hof um 1900 ein­mal war und wel­che Unter­schie­de es zum heu­ti­gen Gelän­de gibt. Auf die­ser Schnit­zel­jagd erfährt man inter­es­san­te Details und Fak­ten, löst Rät­sel und ent­deckt Spannendes.

Ob allein, mit eurer Fami­lie oder mit Freun­den – nutzt den QR-Code, um euch mit­hil­fe der App Action­bound über das Gelän­de füh­ren zu las­sen. Die App kann kos­ten­los her­un­ter­ge­la­den wer­den. Eine Anlei­tung fin­det ihr hier.

Wer kein Smart­phone hat, muss nicht trau­rig sein: Wir haben eine ver­kürz­te, ana­lo­ge Vari­an­te der Ral­lye als Falz­fly­er erstellt. Die­ser erscheint dem­nächst.  Ganz Unge­dul­di­ge kön­nen hier das PDF zum sel­ber dru­cken öffnen. 

Wir wün­schen allen viel Spaß dabei!

 

 

denk­mal aktiv 2018 – Alter Cen­tral Vieh- und Schlacht­hof Berlin

Das Pro­jekt zum Alten Cen­tral Vieh- und Schlacht­hof im Rah­men von denk­mal aktiv star­te­te mit einem Rund­gang über das Gelän­de. Und die­ses ist, wie unse­re Schüler:innen der Klas­se 7–1 fest­stell­ten, ganz schön groß. Über ins­ge­samt fast 50 Hekt­ar muss­te ein ers­ter Ein­druck gewon­nen, Beson­der­hei­ten kar­tiert und Fra­gen for­mu­liert wer­den. Die­se wur­den dann im Unter­richt struk­tu­riert und anschau­lich im Klas­sen­raum präsentiert.

Nun kön­nen nach und nach die­se im Ver­lauf des Pro­jekts beant­wor­tet und um wei­te­re Fra­gen ergänzt werden.

 

Ergeb­nis­se der Recher­chen und künst­le­ri­sche Produkte

Seit nun­mehr sechs Mona­ten beschäf­ti­gen wir uns mit unse­rem beson­de­ren Denk­mal. Fra­gen wur­den beant­wor­tet und viel­fäl­ti­ge Teil­pro­duk­te sind bis­her ent­stan­den: Ideen zur Umge­stal­tung des Blan­ken­stein­parks, Natur­stu­di­en und aktu­ell die Model­lie­rung eines eige­nen Reli­efs, wel­ches in Bezie­hung zur ehe­ma­li­gen Nut­zung des Are­als ste­hen soll.

 

Die ers­ten Exper­ten zu Besuch

In der Woche vor den Herbst­fe­ri­en beka­men wir Besuch von zwei Exper­tin­nen aus der Denk­mal­pfle­ge bzw. des Denkmalschutzes.

Frau Hei­ke Pie­per, die Lei­te­rin des Orts­ku­ra­to­ri­ums Ber­lin der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz, eröff­ne­te ihren Vor­trag mit der Fra­ge, ob sie als fast 80-Jäh­ri­ge ein Denk­mal sei. Schon gleich waren die Klas­se mit den unter­schied­lichs­ten Argu­men­ten bei der Sache und Frau Pie­per konn­te mit ver­schie­de­nen Bei­spie­len, Anek­do­ten und Abbil­dun­gen die die ers­te und viel­leicht wich­tigs­te Fra­ge „Was ist ein Denk­mal?” beant­wor­ten. Zusätz­lich hat­ten die Schüler:innen Raum für ihre vie­len Fra­gen bezüg­lich der Denk­mal­pfle­ge, des Schut­zes und der Auf­la­gen, die mit einem Denk­mal ver­bun­den sind.

Zwei Tage spä­ter besuch­te uns Frau Kers­tin Lind­städt als Lei­te­rin der Unte­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de Pan­kow und damit als Exper­tin für unser Forschungsgebiet.

Neben alten Kar­ten, die das Gebiet zu den unter­schied­li­chen Zei­ten doku­men­tier­ten und die Grö­ße Ber­lins zu heu­te ins Ver­hält­nis setz­ten, berich­te­te sie anschau­lich von den hygie­ni­schen Ver­hält­nis­sen Ende des 19. Jahr­hun­derts. Ver­hält­nis­se, die geprägt von unzu­rei­chen­den bzw. nicht vor­han­de­nen sani­tä­ren Anla­gen und Krank­hei­ten und Seu­chen waren. Erst die Refor­men, ein­ge­lei­tet durch Rudolf Virch­ow, leg­ten den Grund­stein für den Alten Cen­tral Vieh- und Schlacht­hof, der sich in meh­re­ren Pha­sen aus­dehn­te und zum moderns­ten Schlacht­hof Euro­pas avancierte.

 

Work­shop im Lan­des­ar­chiv Berlin

Auf der Suche nach wei­te­ren his­to­ri­schen Infor­ma­tio­nen bega­ben wir uns am 30. Novem­ber 2018 in das Lan­des­ar­chiv Berlin.

Dort wur­den wir um 9 Uhr her(t)zlich von Frau Wel­z­ing-Bräu­ti­gam emp­fan­gen, die uns zunächst wäh­rend einer Füh­rung durch das Gebäu­de einen span­nen­den Ein­blick in das Archiv­we­sen gewähr­te. Und wer glaubt, dass es sich hier­bei um eine ein­ge­staub­te Ein­rich­tung han­delt, liegt ganz und gar falsch. Denn was für Schät­ze ver­ber­gen sich dort: In ins­ge­samt 24 Räu­men mit jeweils ca. 6 km Akten und Kis­ten lagern dort Kar­ten, Plä­ne, Geset­zes­tex­te, Bil­der, Schul­ak­ten und vie­les mehr. 

Eini­ges hat­te uns Frau Wel­z­ing-Bräu­ti­gam pas­send zu unse­rem The­ma her­aus­ge­sucht und uns damit viel Arbeit abge­nom­men. Dem his­to­ri­schen Mate­ri­al wid­me­ten wir uns nach dem Rund­gang und setz­ten uns mit dem inter­es­san­ten Bild- und Kar­ten­ma­te­ri­al sowie alten kaum zu ent­zif­fern­den Akten aus­ein­an­der. Dank Deko­die­rungs­werk­zeug und Gum­mi­bär­chen in der Pau­se lie­ßen sich der ein und ande­re Text ent­schlüs­seln. Den­noch lohnt sich ein wei­te­rer Besuch allemal.

 

 

Füh­rung im Mär­ki­schen Museum

Vom Markt­ort zur Metro­po­le heißt die Füh­rung, die das Mär­ki­sche Muse­um für Schul­klas­sen anbie­tet und von der Klas­se 7–1 besucht wur­de. Dort konn­ten die Schüler:innen die Ent­wick­lung Ber­lins an drei Stadt­mo­del­len nach­voll­zie­hen. Inter­es­sant war vor allem die rasan­te Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung, die sich unter ande­rem durch die Bebau­ung widerspiegelte. 

Wie auch im Vor­trag von Frau Lind­städt von der Unte­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de gehört, wird hier die Ent­wick­lung und Not­wen­dig­keit von infra­struk­tu­rel­len Maß­nah­men im Beson­de­ren im Bereich der Hygie­ne sicht­bar gemacht. 

Die Erkennt­nis dar­über, dass der Cen­tral Vieh- und Schlacht­hof ursprüng­lich auf den Wie­sen und Wei­den außer­halb Ber­lins errich­tet wur­de, wur­de allen bewusst.

 

Erfah­rungs­aus­tausch­tref­fen in der Luther­stadt Wittenberg

Unser dies­jäh­ri­ges Pro­jekt von „denk­mal aktiv“ führ­te uns für zwei Tage in die Luther­stadt Wit­ten­berg. Bei dem Erfah­rungs­aus­tausch tref­fen sich die Teilnehmer:innen, bestehend aus den Pro­jekt lei­ten­den Lehrer:innen und jeweils zwei Schüler:innen des Pro­jekts, an geschichts­träch­ti­gen Orten in Deutsch­land. Etwa 100 km von unse­rer Hei­mat­schu­le ent­fernt begeg­ne­ten wir am Don­ners­tag­nach­mit­tag den unter­schied­lichs­ten Pro­jekt­grup­pen in der Jugend­her­ber­ge Wit­ten­berg qua­si gleich neben der The­sen­tür des gro­ßen Refor­ma­tors Mar­tin Luther. Groß und Klein wur­den herz­lich begrüßt und hat­ten jeweils span­nen­de Auf­takt­ver­an­stal­tun­gen. Wäh­rend die Kids sich beim Bow­ling ken­nen­lern­ten und neue Freund­schaf­ten knüpf­ten, tra­fen sich die Lehrer:innen zum ers­ten Aus­tausch. Am Frei­tag wid­me­ten sich die Schüler:innen in ver­schie­de­nen Work­shops dem künst­le­ri­schen Hand­werk, wie zum Bei­spiel Holz­schnitt, Lin­ol­schnitt oder dem Her­stel­len von Far­ben, die Lehrer:innen wur­den an ver­schie­de­ne Orte der Stadt­ge­schich­te geführt. Unter ande­rem refe­rier­te die Kunst­his­to­ri­ke­rin Dr. Chris­tia­na Hen­nen zu Wit­ten­bergs bedeu­ten­den Schau­plät­zen der Refor­ma­ti­on, Dr. Mario Titze vom Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge und Archäo­lo­gie Sach­sen-Anhalts infor­mier­te über die Bau­ge­schich­te der Schloss­kir­che und das Schloss Wit­ten­berg selbst und Mir­ko Gut­jahr von der Stif­tung Luther­ge­denk­stät­ten klär­te uns in der Fran­zis­ka­ner­klos­ter­kir­che über die Geschich­te der Aska­ni­er auf­klär­te. Abge­run­det wur­de das Pro­gramm mit einem Besuch in der Muse­ums­päd­ago­gik des Luther­hau­ses. Am Sams­tag wid­me­ten wir uns vor­ran­gig den Berich­ten zu Erfah­run­gen und bis­he­ri­gen Ergeb­nis­sen der ein­zel­nen Projektteilnehmer:innen. Außer­dem prä­sen­tier­ten die Schüler:innen ihre Ergeb­nis­se der künst­le­ri­schen Werk­stät­ten. Zudem konn­ten die jun­gen Teilnehmer:innen zwi­schen einer Füh­rung im Luther­haus, einer Besich­ti­gung der Begräb­nis­stät­ten Luthers und Melan­chthons oder ‚Cra­nachs Wer­ke in der Stadt­kir­che ent­de­cken‘ wäh­len. Mit vie­len Ein­drü­cken, neu­en Impul­sen und Kon­tak­ten ging es nach dem Mit­tag­essen wie­der zurück in die Heimat.

 

Besuch des Kes­sel­hau­ses Herzberge

Das Phä­no­men Indus­tria­li­sie­rung und wie die­ses sicht­bar in unse­rem Stadt­bild ist, sind wie­der­keh­ren­de Fra­gen unse­rer Schüler:innen. Daher wid­me­ten wir uns einem wei­te­ren his­to­ri­schen Ort die­ser Epo­che – dem Muse­um Kes­sel­haus auf dem Gelän­de des Evan­ge­li­schen Kran­ken­hau­ses Köni­gin Eli­sa­beth Herz­ber­ge. Auf dem ehe­ma­li­gen Rit­ter­gut wur­de 1893 die Irren­an­stalt Herz­ber­ge eröff­net, wel­che ab den 1940er Jah­ren als Heil- und Pfle­ge­an­stalt genutzt wur­de. Ab 1992 wer­den die Räu­me als Kran­ken­hau­ses mit unter­schied­li­chen Abtei­lun­gen genutzt. Schon beim Betre­ten des Are­als fiel uns die Ähn­lich­keit der Gebäu­de zu den Bau­ten des Cen­tral Vieh- und Schlacht­ho­fes auf. Kein Wun­der: Es han­delt sich nicht nur um eine zeit­lich und dem­nach auch sti­lis­ti­sche Par­al­le­le, son­dern sogar um den­sel­ben Archi­tek­ten: Her­mann Blan­ken­stein (1829–1910). Deut­lich zu erken­nen ist dies an den gel­ben und roten Back­stein­bau­ten im Stil der Neo­re­nais­sance. Herr Schnei­der als Mit­glied des FV Muse­um Kes­sel­haus Herz­ber­ge e.V. führ­te uns durch das Kes­sel­haus und erläu­ter­te die Funk­ti­ons­wei­se der drei aus­ge­stell­ten Dampf­kes­sel ver­schie­de­ner Gene­ra­tio­nen. Das Kes­sel­haus an sich ist ein Novum die­ser Zeit, wel­ches für die Ver­sor­gung umlie­gen­der Gebäu­de mit Warm­was­ser und Fern­wär­me ein­ge­rich­tet wur­de und im Lau­fe des Betriebs sogar Strom für 500 Haus­hal­te erzeug­te. 480 Volt – in unse­rer Zeit ent­spricht das ledig­lich der Ver­sor­gung ein paar weni­ger Steck­do­sen. Die Kes­sel selbst waren noch bis 1986 in Betrieb. Zusätz­li­che fach­li­che Unter­stüt­zung erhielt Herr Schnei­der von unse­rer fach­li­chen Part­ne­rin Prof. Dr. Haff­ner von der HTW und somit konn­ten zahl­rei­che Schüler:innenfragen zur Indus­tria­li­sie­rung in Ber­lin beant­wor­tet werden.

 

 Erpro­bung der App Actionbound

Unser Plan ist es, am Ende des Pro­jekts eine Stadt­ral­lye über das Gelän­de des alten Cen­tral Vieh- und Schlacht­hofs zu erstel­len. Grund genug einen Wan­der­tag zu nut­zen, eine mög­li­che Vari­an­te auszuprobieren.

Nicht nur von der Lage, son­dern auch von der Kon­zep­ti­on und his­to­ri­schen Ein­ord­nung pass­te ein Stadt­spa­zier­gang mit Quiz­cha­rak­ter im Volks­park Fried­richs­hain. Treff­punkt war der Mär­chen­brun­nen, der zu unse­rer Über­ra­schung laut Infor­ma­ti­ons­ta­fel von unse­rem Schul­ar­chi­tek­ten Lud­wig Hoff­mann ent­wor­fen wurde.

Nach knapp zwei Stun­den tausch­ten wir unse­re Erfah­run­gen im Lau­fe der Ral­lye aus und sam­mel­ten attrak­ti­ve Ideen, die wir mög­li­cher­wei­se auf unse­re Ral­lye über­tra­gen könn­ten. Die Lust ist auf jeden Fall geweckt, einen span­nen­den, abwechs­lungs­rei­chen Stadt­spa­zier­gang zu entwickeln.