Früher Schlachthof – und heute?
Das Schuljahr ist um und damit auch unser Projekt.
Ziel war es, nicht nur unsere nähere Umgebung – den alten Schlachthof – unter die Lupe zu nehmen, sondern auch eine Rallye zu erstellen.
Der im Jahr 1881 vor den Toren der Stadt Berlins eröffnete Central Vieh- und Schlachthof wurde 1990 als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Heute im Herzen der Stadt gelegen gelten die historischen Überreste als sichtbare und schützenswerte Zeichen der Industrialisierung, die Berlin markant prägte. Deshalb beschäftigte sich die Klasse 7–1 im Rahmen des Schulprogramms der Deutschen Stiftung Denkmalschutz denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule ein Schuljahr lang mit dem Areal und sammelte umfangreiche Informationen in Workshops, Vorträgen und Ausflügen. Außerdem entstanden im Laufe der Zeit in den Fächern Deutsch, Geschichte, Bildende Kunst und Geografie unterschiedlichste Produkte rund um das Thema Schlachthof. In der Projektwoche wurden die Ergebnisse dann zu einer Rallye zusammengestellt, mit der wir allen einen Eindruck geben wollen, wie der Schlachthof um 1900 einmal war und welche Unterschiede es zum heutigen Gelände gibt. Auf dieser Schnitzeljagd erfährt man interessante Details und Fakten, löst Rätsel und entdeckt Spannendes.
Ob allein, mit eurer Familie oder mit Freunden – nutzt den QR-Code, um euch mithilfe der App Actionbound über das Gelände führen zu lassen. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden. Eine Anleitung findet ihr hier.
Wer kein Smartphone hat, muss nicht traurig sein: Wir haben eine verkürzte, analoge Variante der Rallye als Falzflyer erstellt. Dieser erscheint demnächst. Ganz Ungeduldige können hier das PDF zum selber drucken öffnen.
Wir wünschen allen viel Spaß dabei!
denkmal aktiv 2018 – Alter Central Vieh- und Schlachthof Berlin
Das Projekt zum Alten Central Vieh- und Schlachthof im Rahmen von denkmal aktiv startete mit einem Rundgang über das Gelände. Und dieses ist, wie unsere Schüler:innen der Klasse 7–1 feststellten, ganz schön groß. Über insgesamt fast 50 Hektar musste ein erster Eindruck gewonnen, Besonderheiten kartiert und Fragen formuliert werden. Diese wurden dann im Unterricht strukturiert und anschaulich im Klassenraum präsentiert.
Nun können nach und nach diese im Verlauf des Projekts beantwortet und um weitere Fragen ergänzt werden.
Ergebnisse der Recherchen und künstlerische Produkte
Seit nunmehr sechs Monaten beschäftigen wir uns mit unserem besonderen Denkmal. Fragen wurden beantwortet und vielfältige Teilprodukte sind bisher entstanden: Ideen zur Umgestaltung des Blankensteinparks, Naturstudien und aktuell die Modellierung eines eigenen Reliefs, welches in Beziehung zur ehemaligen Nutzung des Areals stehen soll.
Die ersten Experten zu Besuch
In der Woche vor den Herbstferien bekamen wir Besuch von zwei Expertinnen aus der Denkmalpflege bzw. des Denkmalschutzes.
Frau Heike Pieper, die Leiterin des Ortskuratoriums Berlin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eröffnete ihren Vortrag mit der Frage, ob sie als fast 80-Jährige ein Denkmal sei. Schon gleich waren die Klasse mit den unterschiedlichsten Argumenten bei der Sache und Frau Pieper konnte mit verschiedenen Beispielen, Anekdoten und Abbildungen die die erste und vielleicht wichtigste Frage „Was ist ein Denkmal?” beantworten. Zusätzlich hatten die Schüler:innen Raum für ihre vielen Fragen bezüglich der Denkmalpflege, des Schutzes und der Auflagen, die mit einem Denkmal verbunden sind.
Zwei Tage später besuchte uns Frau Kerstin Lindstädt als Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde Pankow und damit als Expertin für unser Forschungsgebiet.
Neben alten Karten, die das Gebiet zu den unterschiedlichen Zeiten dokumentierten und die Größe Berlins zu heute ins Verhältnis setzten, berichtete sie anschaulich von den hygienischen Verhältnissen Ende des 19. Jahrhunderts. Verhältnisse, die geprägt von unzureichenden bzw. nicht vorhandenen sanitären Anlagen und Krankheiten und Seuchen waren. Erst die Reformen, eingeleitet durch Rudolf Virchow, legten den Grundstein für den Alten Central Vieh- und Schlachthof, der sich in mehreren Phasen ausdehnte und zum modernsten Schlachthof Europas avancierte.
Workshop im Landesarchiv Berlin
Auf der Suche nach weiteren historischen Informationen begaben wir uns am 30. November 2018 in das Landesarchiv Berlin.
Dort wurden wir um 9 Uhr her(t)zlich von Frau Welzing-Bräutigam empfangen, die uns zunächst während einer Führung durch das Gebäude einen spannenden Einblick in das Archivwesen gewährte. Und wer glaubt, dass es sich hierbei um eine eingestaubte Einrichtung handelt, liegt ganz und gar falsch. Denn was für Schätze verbergen sich dort: In insgesamt 24 Räumen mit jeweils ca. 6 km Akten und Kisten lagern dort Karten, Pläne, Gesetzestexte, Bilder, Schulakten und vieles mehr.
Einiges hatte uns Frau Welzing-Bräutigam passend zu unserem Thema herausgesucht und uns damit viel Arbeit abgenommen. Dem historischen Material widmeten wir uns nach dem Rundgang und setzten uns mit dem interessanten Bild- und Kartenmaterial sowie alten kaum zu entziffernden Akten auseinander. Dank Dekodierungswerkzeug und Gummibärchen in der Pause ließen sich der ein und andere Text entschlüsseln. Dennoch lohnt sich ein weiterer Besuch allemal.
Führung im Märkischen Museum
Vom Marktort zur Metropole heißt die Führung, die das Märkische Museum für Schulklassen anbietet und von der Klasse 7–1 besucht wurde. Dort konnten die Schüler:innen die Entwicklung Berlins an drei Stadtmodellen nachvollziehen. Interessant war vor allem die rasante Bevölkerungsentwicklung, die sich unter anderem durch die Bebauung widerspiegelte.
Wie auch im Vortrag von Frau Lindstädt von der Unteren Denkmalschutzbehörde gehört, wird hier die Entwicklung und Notwendigkeit von infrastrukturellen Maßnahmen im Besonderen im Bereich der Hygiene sichtbar gemacht.
Die Erkenntnis darüber, dass der Central Vieh- und Schlachthof ursprünglich auf den Wiesen und Weiden außerhalb Berlins errichtet wurde, wurde allen bewusst.
Erfahrungsaustauschtreffen in der Lutherstadt Wittenberg
Unser diesjähriges Projekt von „denkmal aktiv“ führte uns für zwei Tage in die Lutherstadt Wittenberg. Bei dem Erfahrungsaustausch treffen sich die Teilnehmer:innen, bestehend aus den Projekt leitenden Lehrer:innen und jeweils zwei Schüler:innen des Projekts, an geschichtsträchtigen Orten in Deutschland. Etwa 100 km von unserer Heimatschule entfernt begegneten wir am Donnerstagnachmittag den unterschiedlichsten Projektgruppen in der Jugendherberge Wittenberg quasi gleich neben der Thesentür des großen Reformators Martin Luther. Groß und Klein wurden herzlich begrüßt und hatten jeweils spannende Auftaktveranstaltungen. Während die Kids sich beim Bowling kennenlernten und neue Freundschaften knüpften, trafen sich die Lehrer:innen zum ersten Austausch. Am Freitag widmeten sich die Schüler:innen in verschiedenen Workshops dem künstlerischen Handwerk, wie zum Beispiel Holzschnitt, Linolschnitt oder dem Herstellen von Farben, die Lehrer:innen wurden an verschiedene Orte der Stadtgeschichte geführt. Unter anderem referierte die Kunsthistorikerin Dr. Christiana Hennen zu Wittenbergs bedeutenden Schauplätzen der Reformation, Dr. Mario Titze vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts informierte über die Baugeschichte der Schlosskirche und das Schloss Wittenberg selbst und Mirko Gutjahr von der Stiftung Luthergedenkstätten klärte uns in der Franziskanerklosterkirche über die Geschichte der Askanier aufklärte. Abgerundet wurde das Programm mit einem Besuch in der Museumspädagogik des Lutherhauses. Am Samstag widmeten wir uns vorrangig den Berichten zu Erfahrungen und bisherigen Ergebnissen der einzelnen Projektteilnehmer:innen. Außerdem präsentierten die Schüler:innen ihre Ergebnisse der künstlerischen Werkstätten. Zudem konnten die jungen Teilnehmer:innen zwischen einer Führung im Lutherhaus, einer Besichtigung der Begräbnisstätten Luthers und Melanchthons oder ‚Cranachs Werke in der Stadtkirche entdecken‘ wählen. Mit vielen Eindrücken, neuen Impulsen und Kontakten ging es nach dem Mittagessen wieder zurück in die Heimat.
Besuch des Kesselhauses Herzberge
Das Phänomen Industrialisierung und wie dieses sichtbar in unserem Stadtbild ist, sind wiederkehrende Fragen unserer Schüler:innen. Daher widmeten wir uns einem weiteren historischen Ort dieser Epoche – dem Museum Kesselhaus auf dem Gelände des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge. Auf dem ehemaligen Rittergut wurde 1893 die Irrenanstalt Herzberge eröffnet, welche ab den 1940er Jahren als Heil- und Pflegeanstalt genutzt wurde. Ab 1992 werden die Räume als Krankenhauses mit unterschiedlichen Abteilungen genutzt. Schon beim Betreten des Areals fiel uns die Ähnlichkeit der Gebäude zu den Bauten des Central Vieh- und Schlachthofes auf. Kein Wunder: Es handelt sich nicht nur um eine zeitlich und demnach auch stilistische Parallele, sondern sogar um denselben Architekten: Hermann Blankenstein (1829–1910). Deutlich zu erkennen ist dies an den gelben und roten Backsteinbauten im Stil der Neorenaissance. Herr Schneider als Mitglied des FV Museum Kesselhaus Herzberge e.V. führte uns durch das Kesselhaus und erläuterte die Funktionsweise der drei ausgestellten Dampfkessel verschiedener Generationen. Das Kesselhaus an sich ist ein Novum dieser Zeit, welches für die Versorgung umliegender Gebäude mit Warmwasser und Fernwärme eingerichtet wurde und im Laufe des Betriebs sogar Strom für 500 Haushalte erzeugte. 480 Volt – in unserer Zeit entspricht das lediglich der Versorgung ein paar weniger Steckdosen. Die Kessel selbst waren noch bis 1986 in Betrieb. Zusätzliche fachliche Unterstützung erhielt Herr Schneider von unserer fachlichen Partnerin Prof. Dr. Haffner von der HTW und somit konnten zahlreiche Schüler:innenfragen zur Industrialisierung in Berlin beantwortet werden.
Erprobung der App Actionbound
Unser Plan ist es, am Ende des Projekts eine Stadtrallye über das Gelände des alten Central Vieh- und Schlachthofs zu erstellen. Grund genug einen Wandertag zu nutzen, eine mögliche Variante auszuprobieren.
Nicht nur von der Lage, sondern auch von der Konzeption und historischen Einordnung passte ein Stadtspaziergang mit Quizcharakter im Volkspark Friedrichshain. Treffpunkt war der Märchenbrunnen, der zu unserer Überraschung laut Informationstafel von unserem Schularchitekten Ludwig Hoffmann entworfen wurde.
Nach knapp zwei Stunden tauschten wir unsere Erfahrungen im Laufe der Rallye aus und sammelten attraktive Ideen, die wir möglicherweise auf unsere Rallye übertragen könnten. Die Lust ist auf jeden Fall geweckt, einen spannenden, abwechslungsreichen Stadtspaziergang zu entwickeln.